FORUM WERTPAPIERABWICKLUNG: SYNERGIEN DURCH ZENTRALE ABWICKLUNG SCHAFFEN


Welche Herausforderungen begegnen uns im deutschsprachigen Wertpapierabwicklungsmarkt und wie können wir diesen mit Hilfe von Synergien innerhalb der österreichischen Bankenlandschaft begegnen? Diese Frage stand im Fokus unserer gemeinsamen Forumsdiskussion am 3. November 2020, bei der wir führende Vertreter der österreichischen Finanzindustrie, Experten von Capco und Götz Röhr, Geschäftsführer der HSBC Transaction Services GmbH und ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Wertpapierabwicklung, im digitalen Raum zusammenbrachten. 

Ganz im Sinne eines Geisteswissenschaftlers veranschaulichte Götz Röhr zu Beginn der Veranstaltung den Abwicklungsmarkt mit den Worten: „Man kann mit einer guten Abwicklung nichts gewinnen, mit einer schlechten aber furchtbar viel verlieren.“ Für ihn gibt es vier Herausforderungen, die die Wertpapierabwicklung besonders beschäftigen (werden):

Der ständige und rapide Technologiewandel fordert von den Banken kontinuierliche Investitionen in die hauseigene Infrastruktur. Durch Skaleneffekte könnten Banken diese Investitionen mithilfe von Zentralisierung minimieren und Synergien schaffen, so Röhr. Gleichzeitig ist der Experte der Meinung, dass sich die Institute durch einen Zusammenschluss der Wertpapierabwicklung – und der damit einhergehenden Teilung des Entwicklungsaufwands – dem Druck ständig neuer Regulierungsanforderungen zu einem gewissen Grad entziehen könnten. Götz Röhr ist überzeugt, dass sich Innovationen in der Abwicklung nicht nur positiv auf die Optimierung der Abwicklung als solches auswirken, sondern indirekt aufgrund der entstehenden Kosteneinsparungen mehr Mittel für kundenbezogene Investitionen freigeben. Den Mangel an qualifiziertem Nachwuchs und Personal nennt der Fachmann als vierte Herausforderung, mit der Banken immer häufiger kämpfen, weil das Interesse junger Menschen für Bankgeschäfte und insbesondere für die Abwicklung sinkt. Das hat zur Folge, dass der „durchschnittliche Abwickler immer älter wird und mit dessen Weggang auch das Wissen verloren geht“, so Röhr.

Im Anschluss an den Vortrag folgte eine Diskussion mit allen Beteiligten unter der Moderation von Bodo Schaefer, CEO von Capco Deutschland, Österreich & Slowakei, über die Zukunft der Wertpapierabwicklung in Österreich. Führende Experten der Raiffeisen Bank International, Erste Bank, UniCredit Bank Austria, BAWAG PSK und weiterer bedeutender österreichischer Finanzinstitute brachten ihre Branchenkenntnisse ein.

Grundsätzlich herrschte Konsens über die von Röhr aufgeführten Herausforderungen, wobei sich die Sorge über die fehlenden Nachwuchskräfte im Gespräch als besonders kritisch herausstellte. Versuche, dem Mangel mit Near- oder Offshoring-Möglichkeiten entgegenzuwirken, wie es in vielen österreichischen Instituten bereits durchgeführt wird, funktionieren nur bedingt, darüber war man sich einig. Eine gewisse Skepsis im Hinblick auf die Zusammenlegung der Abwicklungseinheiten mehrerer Banken herrschte auch deshalb, weil derartige Versuche bis zuletzt in Österreich immer wieder scheiterten. Vielmehr forderten die Teilnehmer eine weitere Standardisierung und Harmonisierung der Abwicklung im österreichischen Markt. So nutzt beispielsweise ein Großteil der österreichischen Banken bereits heute die Standardsoftware GEOS für die Wertpapierabwicklung. 

Einigkeit herrschte auch darüber, dass eine differenzierte Betrachtungsweise in Bezug auf den Wholesale- bzw. Retail-Bereich notwendig sei, weil es bei ersterem einen größeren Handlungsbedarf gäbe. Auch Götz Röhr bestätigte, dass die Anforderungen in der Wertpapierabwicklung in den beiden Geschäftsbereichen sehr unterschiedlich ausfalle: „Man wird individuell schauen müssen, wie die Operating Models der Häuser aussehen.“ 

Zur Frage nach einer möglichen Niederlassung der HSBC TS GmbH in Österreich, stellte Röhr ein Hub and Spoke-Modell in Aussicht. Dieses würde aus systemtechnischer Perspektive eine zentrale Instanz (Hub) für Standardprozesse und lokale Instanzen (Spoke) für länderspezifische Besonderheiten vorsehen. Aus organisatorischer Perspektive könne die HSBC Deutschland die Rolle der zentralen Instanz übernehmen, während eine österreichische Niederlassung für die lokalen Spezifika zuständig sein könnte. Ein solches Unterfangen würde allerdings den Zusammenschluss von mindestens drei der fünf großen österreichischen Banken in der  Wertpapierabwicklung bedingen, so Röhr. 

Zusammenfassend folgerte Andreas Pfeil, Senior Partner bei Capco, dass sich der Großteil der Experten darüber einig sei, dass eine weitere Standardisierung in Form einer einzelnen Plattform oder Utility am österreichischen Markt sinnvoll wäre, um den von Herrn Röhr genannten Herausforderungen zu begegnen. 

Capco hat im deutschsprachigen Bankenmarkt mehrfach die Fähigkeit bewiesen – sowohl fachlich als auch technisch – die Optimierung von Target Operating Models voranzutreiben. Wir als Capco sind bereit, zusammen mit den österreichischen Banken im Rahmen institutsspezifischer Analysen einen zentralisierten Wertpapierabwicklungsmarkt von Morgen für Österreich zu formen.


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