INSTANT PAYMENTS - CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR SCHWEIZER BANKEN

 

DONNERSTAG, 12. MAI | 17:00 UHR | ZÜRICH


Am 12. Mai hat Capco unter der Leitung von Dr. Ingo Rauser und Gregor von Bergen führende Experten aus der Welt des Bankwesens, der Software- und der Fintech-Industrie zusammengebracht, um ihre Ansichten und Erfahrungen über die Chancen und Herausforderungen zur Einführung von Instant Payments in der Schweiz vorzustellen und anschliessend in einem Panel zu diskutieren.

Einblicke aus der Bank- und Fintech-Welt

Das Fintech-Unternehmen Yapeal hat Instant Payments bereits im März 2021 für Yapeal-Kunden umgesetzt, so das Statement unseres Gastreferenten und CEOs Thomas Hilgendorff. Im Gegensatz zu den Banken konnte Yapeal „auf der grünen Wiese“ beginnen und die technische Umsetzung (front- und backend) In-House entwickeln. In seiner Präsentation betonte Hilgendorff, dass die Bedürfnisse der Kunden an erster Stelle gehören.

Durch Alain Schmid, dem Leiter des Business Banking bei der Credit Suisse (Schweiz) AG, erhielten die Gäste einen Einblick in den traditionellen Zahlungsverkehr und welche Implikationen sich für Firmenkunden aktuell daraus ergeben. Für Banken sei wichtig, ein gut abgestimmtes Produktangebot für jede Firma in jedem Lebenszyklus anbieten zu können. Die Kunden suchen nach Lösungen, die ihr Kreditoren- und Debitorenmanagement optimieren, günstigeres Kartenmanagement ermöglichen oder die Treasury-Führung verbessern. Instant Payments-Lösungen gehören gegenwärtig noch selten zu den konkreten Anforderungen.

Als Mitverantwortliche für das Produktmanagement Payments der DZ Bank verfügt die dritte Referentin Sonja Röttgen bereits über praktische Erfahrung in der Einführung von Instant Payments im SEPA-Raum. Zwei Jahre hat die Implementierung gedauert – von der Vorstudie bis zur effektiven Abwicklung von ein- und ausgehenden Zahlungen. Auch drei Jahre nach Einführung ist der Anteil von Instant Payments klein. Lediglich 0,6 % der acht Milliarden Transaktionen pro Jahr der DZ Bank und der ihr angeschlossenen Banken werden „instant“ ausgeführt; die Tendenz sei aber deutlich steigend. Laut Wesselin Kruschev von Capco liegt der Anteil an Instant Payments im SEPA-Raum insgesamt bei rund 10 %.

Umsetzung von Instant Payments am Finanzplatz Schweiz

Für Thomas Hilgendorff ist klar, dass bei Innovationen in jedem Fall die Kunden im Zentrum stehen müssen: „Damit Banken die Anforderungen einer sich digitalisierenden Welt erfüllen können, müssen sie eben nicht nur das Interbank-Instant-Payment-Thema angehen, sondern sich generell öffnen und näher am Kunden sein, als sie das heute sind. Wenn Banken das nicht machen, machen es andere.“ Auch Sonja Röttgen betont, wie wichtig es sei, die Bedürfnisse der Endkunden abzuholen: „Für die Kunden, insbesondere im Privatkundensektor, war ganz wichtig, dass sie beispielsweise die Bestätigung der Zahlungsausführung im Online-Banking sofort sehen.“

Alain Schmid führt aus, dass Fintechs die Banken zwar herausfordern, die Innovation im Banken- und Zahlungsmarkt jedoch auch vorantreiben, weshalb sie für die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzmarkts von enormer Bedeutung sind. Der Fokus traditioneller Banken liege aktuell aber auch auf den regulatorischen Anforderungen, die Innovationsbestreben teilweise verzögern können.

Dennoch betont Schmid: „Die Frage ist nicht mehr, ob ich bei technologischen Entwicklungen dabei sein möchte, sondern eher, welche Technologie ich nutzen soll, damit meine Services richtig beim Kunden ankommen.“ Mit der Einführung von Instant Payments kämen hohe Investitionen, aber auch interessante Möglichkeiten auf den Finanzplatz Schweiz zu.

Chancen und Herausforderungen für den Schweizer Markt

Angesprochen auf die kommenden Herausforderungen von Instant Payments nannte Wesselin Kruschev von Capco die technische Umsetzung, Operations im Sinne der ständigen Verfügbarkeit sowie Compliance, Monitoring und die kundenseitigen Ansprüche an Instant Payments.

Auch Carsten Miehling von der PPI Schweiz sieht in der Verfügbarkeit grosse Challenge: "Die Verarbeitungsgeschwindigkeit von zehn Sekunden ist nicht so sehr die Herausforderung, sondern die 24/7/365 Verfügbarkeit." Er sieht da Cloud-Lösungen als eine mögliche Option, um dieser Anforderung gerecht zu werden. Ognjen Paucic von Temenos ist ebenfalls der Meinung, dass die Anforderungen an die Verfügbarkeit nach Cloud- und SaaS-Lösungen schreien, auch wenn die Banken in diesem Bereich teilweise noch in den Kinderschuhen stecken.

Carsten Miehling machte klar, dass für die Einführung von Instant Payments die Zeit von entscheidender Bedeutung ist: „Man muss sich in den nächsten zwei bis drei Monaten für eine technische Lösung entschieden haben, sonst schafft man es nicht mehr rechtzeitig auf den Einführungszeitpunkt“, worauf Falk Schubert von HAWK:AI ergänzte: „Einerseits muss ein Kernsystem hingestellt werden, aber andererseits gibt es auch viele Systeme im Hintergrund, die alle diese Anforderungen erfüllen müssen.“ Und diese Aufgabe dürfe nicht unterschätzt werden.

Die technischen Herausforderungen bei der Umsetzung von Instant Payments wären die 20 Sekunden für die gesamte Verarbeitung einer Transaktion, die unmittelbare Bestätigung, die ständige Verfügbarkeit sowie das Liquiditätsmanagement gewesen, sagt Sonja Röttgen. Denn: „Wenn man mit der Liquidität nicht hinkommt, dann muss man realisieren, dass für die Kunden, die Instant Payments machen wollen, nichts mehr geht.“ Daher holte sich die DZ Bank Unterstützung von einem IT-Partner, um die komplexen Systemanpassungen gemeinsam zu realisieren. Ihre Erfahrung zeigt, dass auch genügend Zeit für das Testing der Systeme – sowohl mit virtuellen Testmaschinen als auch mit „echten“ Testpartnern – eingeplant werden müsse.

 

Im Hinblick auf die neuen Compliance-Anforderungen betont Falk Schubert: „Heute funktioniert Geldwäsche und Compliance-Monitoring in einem nachgelagerten Prozess, was mit Instant Payments in Echtzeit überführt werden muss. Es wird künftig nicht nur um Geldwäsche-Compliance gehen, sondern auch um die Verbindung mit Betrugsszenarien, die in diesem neuen Umfeld besser berücksichtigt werden müssen.“ Dabei sollen neue Technologien wie Cloud-Lösungen oder Machine Learning genutzt werden, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. An dieser Stelle warnte Sonja Röttgen vor regelrechten Fraud-Wellen, die die DZ Bank und die dazugehörigen Raiffeisenbanken nach der Einführung von Instant Payments getroffen hätten. Die Schweiz müsse sich dafür wappnen.

Als sich die Diskussion schliesslich den Chancen zuwendet, betont Thomas Hilgendorff erneut: „Für die Banken ist nicht nur relevant, dass sie die Basis mit SIC 5 umsetzen werden. Wichtig ist auch zu verstehen, welche Erwartungshaltungen Kunden an Instant Payments haben.“

An Ideen zu potenziellen Anwendungsfällen mangelt es auf jeden Fall nicht. Während Alain Schmid bei Mikrotransaktionen im Zusammenhang mit Zahlungen für Wireless Charging eines Elektroautos an der Ampel von visionären Ideen spricht, merkt Thomas Hilgendorff an, dass Anfragen im Bereich Mikrotransaktionen und IoT (Internet of Things) bei Yapeal bereits normal seien.

Als wichtiger Erfolgsfaktor für Instant Payments werden-eCommerce sowie Point-of-Sale Transaktionen als Alternative zu den heutigen Kartentransaktionen genannt. Carsten Miehling ergänzt, dass Retailer durchaus bereit seien, Instant Payments anzubieten, sofern die Kosten tiefer und der Zahlungsprozess gleich schnell sei wie bei Kartentransaktionen. Wenn das machbar ist, dann wird Instant Payments schnell zur neuen Normalität. Alle Speaker und Podiumsteilnehmer sind sich darüber einig, dass Instant Payments den Kunden unbedingt ein Erlebnis bieten müssen, um sich im Schweizer Markt auch durchsetzen zu können.