CAPCO BUSINESS BREAKFAST

EINFLUSS VON NEOBANKEN AUF DAS TRADITIONELLE BANKWESEN : EIN CAPCO BUSINESS BREAKFAST

  • Dr. Erich Obersteiner
  • Published: 23 September 2019


N26, Penta, Hovi, Fyrst, payments powered by Apple, etc. Dass im heutigen Bankengeschäft kein Stein auf dem anderen bleibt, zeigt die Flut der neuen Marktteilnehmer eindrucksvoll. Aber was bedeutet dies für die traditionellen Banken? Brauchen etablierte Wettbewerber eine hauseigene Neobank – oder wie sie liebevoll bezeichnet werden „Challenger Bank“ – um wettbewerbsfähig zu bleiben? Gehen diese überhaupt weit genug oder sind deren Angebote nur der Auftakt zu einer Revolution (Stichwort Plattform, Financial Home)?

Auf Einladung von Dr. Erich Obersteiner, Executive Director bei Capco, trafen bei einem Business Breakfast am 17. September in Wien ausgewählte Führungsverantwortliche aus der österreichischen Bankenindustrie mit Experten von Capco zusammen, um ihre Einschätzungen zum Thema Neobanken und deren Einfluss auf die anderen Marktteilnehmer zu diskutieren. Keynotespeaker der Veranstaltung war Dr. Jens Wohlfahrt, Head of FYRST, der digitalen Neobank im Konzern von Postbank und Deutsche Bank.

Eine Neobank kann man heute für rund fünf Millionen Euro und in weniger als sechs Monaten zur Marktreife bringen. Besonders schnell geht es, wenn die Neobank „auf der grünen Wiese“ entsteht. Capco hat dies etwa mit dem Projekt Mettle für NatWest/Royal Bank of Scotland im United Kingdom sehr erfolgreich umgesetzt.

Alternativ wählt man die Option „Me too“, bei der die Neobank in die Struktur und teilweise auch in den Tech Stack des Konzerns integriert wird. Dies birgt den Vorteil oder aber die Bürde des Konzerns im Hintergrund. Dieser Ansatz kam beim Projekt Fyrst zum Einsatz. Beide Varianten stellte Dr. Obersteiner in seiner kurzen Einführung zum Thema Neobanken vor.

Fyrst, das Start-Up innerhalb des Bankkonzerns, welches sich ganz klar auf digital affine Klein- und Mittelbetriebe spezialisiert hat, kann insbesondere durch das Nutzen der Bankinfrastruktur mit digitalen Kreditprodukten, Bargeldlösungen sowie einem starken Kundensupport gegenüber FinTechs punkten. Ein enormer Vorteil mit einer traditionellen Marke im Hintergrund besteht darin, dass das Vertrauen der Kunden stärker ist. Damit steigt die Chance als Neobank zur Hauptbankverbindung des Kunden zu werden.

Die Attribute Geschwindigkeit, Transparenz, günstige Tarife und maßgeschneiderten Services müssen vorhanden sein. Die Schaffung dieses Umfelds ist wohl eine der größten Herausforderungen, wenn man ein Unternehmen im Konzern etablieren will.

Der Markt ist hart umkämpft. Die Angebotslücke im Geschäftskundensegment wird mit neuen Marken und zielgruppenspezifischen digitalen Angeboten besetzt. Hier gilt es, seinen Weg und seine Platzierung zu finden. Aktuell sieht sich FYRST als Anbieter zwischen den Neobanken mit FinTech-Hintergrund und den traditionellen Banken. Innerhalb des Konzerns hat man FYRST als Innovations-Schnellboot etabliert, und nutzt die damit gewonnen Erfahrungen auch innerhalb der Gruppe.

Nach dem spannenden und mit viel Leidenschaft vorgetragenen Informationen von Dr. Wolfahrt und den Insights aus der Mettle-Gründung von Dr. Obersteiner startete eine sehr lebhafte Diskussion zu den „Next Steps“ für die Banken. So wurde unter anderem debattiert, welche Auswirkungen die Implementierung von Neobanken auf die gelebte Unternehmenskultur sowie auf die Vertriebskanäle mit sich bringt. Ferner wurde erörtert, wie das neue Geschäftsfeld wahrgenommen wird und welche Schritte in Richtung Change die Strategen anstoßen sollten. Im Spannungsfeld von Kundeninteresse und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen, wurde auch diskutiert, ob man nicht im Moment versucht, Bestehendes neu zu verpacken – dabei aber komplett übersieht, dass die Services viel weiter gehen müssen. Was will der Kunde wirklich, sind wir mit den reinen Bankprodukten nicht eigentlich schon längst überholt worden? Müssten Institute nicht eigentlich bereits alle den nächsten Schritt „Beyond Banking“ bzw. Richtung Platforming und Service in Angriff nehmen? Wie wird sich das Selbstbild der Institute kurz- und mittelfristig wandeln? Welche neuen Services erwarten den Kunden?

Nach der offiziellen Diskussion nutzten die Teilnehmer noch die Möglichkeit zu einem Austausch untereinander und starteten gestärkt in den Arbeitstag.

KONTAKT

Dr. Erich Obersteiner
Executive Director, Capco Austria
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